Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Klopfer,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde von Petr Hrbek!
Wohin mit einem großen Werk, wenn die Ausstellung zu Ende ist? Dem Rücktransport der anderen, kleineren Bilder mit beipacken? Dafür ist das Atelier zu klein und ein Teil des Werkes – hier ganz konkret die nackte Stellwand – gehört dem Veranstalter, der sie für eine außergewöhnliche und von ihm gern gesehene Kunstaktion zur Verfügung gestellt hat. Nicht wenige Museen und Kunstausstellungshäuser kennen diese Konstellation – danach! Verkäuflich sind Werke dieser Größenordnung selten, wenn nicht das Museum selbst oder eine große Firma Gefallen findet und sie erwerben will.
Und so stand die von Petr Hrbek bemalte Stellwand lange Zeit – genau 11 Jahre – von seiner Ausstellungseröffnung am 2. Mai 2005 bis zur Einweihung des neuen Eingangsbereichs der Q-Galerie für Kunst am 12. Juni 2016 mehr oder weniger von den Besuchern wahrgenommen und beachtet im Gang zwischen Technikforum, Volkshochschule und Kunstgalerie – mal hin und mal her geschoben.
Nach Petr Hrbeks Tod am 5. März 2012 haben wir zwei Jahre später zusammen mit Herrn Abele und dem Vorstand des Kulturforums sowie mit der Geschäftsführerin Frau Heyder über eine Lösung nachgedacht und verschiedene Möglichkeiten abgewogen. Nun haben die Künstlermitglieder selbst eine geradezu geniale Lösung gefunden, die wir alle hier betrachten können, und von der die Wechselausstellungsfläche der Kunstgalerie nicht berührt wird.
Die vier Seiten der Stellwand behaupten sich hervorragend als Einzelbilder. Sie haben nunmehr nach 12 Jahren ihren Platz gefunden und können sich in ihrer Schönheit und Dynamik entfalten. Jeder Besucher und jeder Passant kann sie wahrnehmen und betrachten.
Drei davon hängen an ungewöhnlichen Orten. Das große Blaue in einem öffentlichen Durchgang vor einem Second-hand-Laden. Der Stahlträger davor wirkt fast wie beschützend. Die beiden Seitenteile der Stellwand hängen um 90 Grad gedreht nun horizontal Rot in der Damen- und Blau in der Herrentoilette. Darüber etwas verunsichert, habe ich einen mit Petr Hrbek lange befreundeten Architekten befragt. Er hat mich völlig überzeugt. Eine Toilette ist kein negativer Raum. Obwohl häufig von den Bauherren nicht nur in der farblichen Ausstattung vernachlässigt, ist er letztendlich der wichtigste und unverzichtbarste Ort. Und was für ein Erstaunen, wenn die Türen zu den Toiletten geöffnet werden. Wunderschöne Bilder, die sich in den Spiegeln über den Waschbecken verdoppeln und den Raum in rote oder blaue Farbe tauchen. Ich glaube, Petr hätte die fast wie ein Schabernack anmutende Hängung gefallen.
So viel Aufmerksamkeit dem Künstler und dem Mensch Petr Hrbek gegenüber durch die Mitglieder und Freunde des Kulturforums, die nach 11 Jahren nicht erloschen ist, so viel Engagement für die Kunst und für ihren Erhalt, hier kann ich nur Herrn Abele nennen, mit dem ich in direktem Kontakt stand, wohl wissend, dass hinter ihm noch viele Fürsprecher stehen, haben meinen Sohn und mich veranlasst, der Stadt Schorndorf für die Kunstgalerie und somit allen Schorndorfer Bürgern das Werk von Petr Hrbek zu schenken.
Wir sind dankbar, dass unser Geschenk heute offiziell angenommen wird. Und wir wünschen Ihnen und allen Besuchern Freude mit den Bildern von Petr Hrbek. Nur über eins sind wir mehr als traurig, dass er heute nicht mit uns ist.
Ursula Binder
Nachlass und Kunstarchiv Petr Hrbek
Schorndorf 2016